Bestandsmanagement von Ersatzteilen: Disposition mit kleinen Zahlen
Die Mengen sind klein. Die Verkaufshäufigkeiten sowieso. Damit zählt das Bestandsmanagement für Ersatzteile zu den Herausforderungen im Ersatzteil-Geschäft.
Auf der einen Seite verlangen Service und Kunden die sofortige Lieferung ab Lager.
Auf der anderen Seite mahnt das Controlling die Reduzierung der zu hohen Kapitalbindung an. Von den alljährlichen Wertberichtigungen ganz zu schweigen.
Die Konflikte sind also vorprogrammiert.
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Bestände managen ohne Fehlteile und Wertberichtigungen
In der Operativen sind darüber hinaus weitere Beteiligte an Bord. So kommen nicht wenige Ersatzteilläger an die Grenzen Ihrer Lagerkapazität. Gleichzeitig steigt die Durchlaufzeit im Wareneingang, weil die Bestellmengen klein, die Bestellzyklen aber hoch sind.
Damit kommt auch noch der Einkauf ins Spiel. Nicht nur, dass Mengenrabatte praktisch ausgeschlossen sind. Auch die Bezugsnebenkosten schnellen in die Höhe.
Dazu kommt die Anforderung, die Teile möglichst einzeln verpackt zu erhalten.
Zu allem Überfluss auch noch im eigenen Corporate Branding.
Damit kann die Disposition mit Ihrem Management der Bestände nur verlieren. Und doch ermöglicht ein systematisches Herangehen den Spagat zwischen Verfügbarkeit und Fehlteil. Hierzu müssen die Treiber für Überbestände wie auch für Fehlteile erkannt und beseitigt werden.
Dispositive Bestandssteuerung
Befassen wir uns zunächst mit der "normalen" laufenden Disposition. Denn hier wird der größte Teil des bewegten Bestands manipuliert. Allerdings häufig tatsächlich manuell. Bei der Fülle an Ersatzteilen ist dieser Ansatz jedoch zum Scheitern verurteilt. Denn für eine nachhaltige Bestandsoptimierung reicht die Zeit eigentlich nie.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Klassifizierung. Hierbei bilden ähnlich zu disponierende Ersatzteile Segmente. Jedes dieser Segmente eignet sich dazu, alle Teile mit dem gleichen Dispo-Verfahren und auch mit den gleichen Rechenregeln zu disponieren. Das ermöglicht eine Automatisierung der Datenpflege.
Bestandsmanagement durch mto bzw mts Entscheidung
Im ersten Schritt muss es um die Entscheidung gehen:
- lagerhaltig = Make-to-Stock
oder
- nicht lagerhaltig = Make-to-Order.
Obwohl diese Entscheidung in den seltensten Fällen schwierig ist, scheitert es an der Datenpflege. Damit bestellen Disponenten Ersatzteile nach, die eigentlich nicht im Ersatzteillager liegen sollten. Oder generieren ein Fehlteil, obwohl absehbar wieder Bedarf bestehen dürfte.
Dabei kann die Klassifizierung nach Teilewert und Gängigkeit automatisch in eine Dispodaten-Pflege umgesetzt werden. Der Aufwand ist so gering, dass als Notlösung sogar Excel zum Einsatz kommen könnte.
Bestandsmanagement light, sozusagen.
Prognosen ergänzen das Arsenal des Bestandsmanagements
Hinzu kommt die Nutzung der Prognose. Für ein dem make-to-stock sehr ähnliches Teilespektrum erlaubt die Prognose die Bestandsoptimierung. Die früher genutzte Disposition durch Meldebestand wird damit abgelöst.
Der große Vorteil:
zukünftige Bedarfe werden als Prognose sichtbar
Bei der Prognose wird der Gemeinplatz "es geht weiter wie bisher" mit mathematischen Modellen unterlegt. Bedarfe in der Zukunft erlauben nachvollziehbare Netto-Bedarfsrechnungen. Zur Erhöhung der Prognosegüte können Sie weitere Effekte manuell integrieren. Dabei geht es insbesondere um alle Arten von Strukturbrüchen in Ihren Ersatzteilbedarfen.
Sicherheitsbestand und Bestellmengen
Was jetzt noch fehlt sind die nummerischen Dispositions-Parameter. Hierbei geht es in erster Linie um Sicherheitsbestände und Bestellmengen.
Sie können beide Werte ebenfalls kalkulieren. Grundlage ist dabei wieder die Segmentierung nach Wert und Gängigkeit. Die Sicherheitsbestände definieren Sie über Ziel-Verfügbarkeiten. Dagegen geht es bei den Bestellmengen eher um die Dauer bis zum nächsten Wareneingang. Damit spielen hier Überlegungen zur Reichweite eine Rolle.
Zum Beispiel sehr teure Ersatzteile wollen Sie lieber häufig und in kleinen Mengen im Wareneingang sehen.
Das macht für sogenannte C-Teile jedoch keinen Sinn. Hier daher einmal ein Muster für eine Bestellmengen-Rechnung. Dieser robuste Ansatz lässt sich noch verfeinern. Er erlaubt jedenfalls eine automatisierte Berechnung.
Sie werden allerdings nicht umhinkommen, Mindest-Losgrößen oder Rundungs-Parameter manuell zu pflegen.
Doch Vorsicht:
extern definierte Losgrößen gehören zu den Bestands-Treibern bei Ersatzteilen
Insofern muss vor der unkritischen Übernahme in Ihr ERP gewarnt werden. Denn die Reste einer einzelnen Bestellmenge sammeln gerne über viele Jahre Staub. Und führen dann zu Wertberichtigungen.
Lebenszyklus und dessen Auswirkungen auf die Ersatzteil-Bestände
Während oben der Fokus auf dem laufenden Geschäft lag, geht es nun um Strukturbrüche. Das Bestandsmanagement muss nämlich sicherstellen, dass über den Materialstatus angepasste Dispodaten und -verfahren angewendet werden. Nichts ist schließlich ärgerlicher, als Ersatzteil-Bestellungen kurz bevor ein Teil ersetzt wird. Oder auch eine viel zu geringe Endbevorratung.
Da hier im Blog zu allen Stadien des Lebenszyklus separate Beiträge existieren, hier nur kurz die Verlinkung:
- zu Beständen bei Start-of-Production (SOP),
- wenn die Serien-Produktion ausläuft (EOP),
- und schließlich zum Ende der Lebensdauer.
Zusätzlich ergänzen Beiträge zu Ersetzungen und zum Reengineering.
Fehlteile durch aktives Bestandsmanagement minimieren
Zunächst einmal lautet die Frage: was sind nicht verfügbare Bestände?
Und: Können die überhaupt relevant sein?
Nicht verfügbare Bestände stammen in der Regel aus nicht abgeschlossenen Vorgängen. Typische Vertreter sind
- Retouren, sowohl hereinkommende wie auch ausgehende,
- auf Vereinnahmung wartende Ersatzteile im Wareneingang,
- Beistell-Komponenten bei Lieferanten,
- für oder durch die Qualitätskontrolle gesperrte Ersatzteile.
Hinzu kommen außerdem Ersatzteile im Prozess des Warenausgangs. Dabei geht es insbesondere um
- gepickte Positionen, die noch nicht verbucht wurden,
- gebuchte Positionen, die jedoch noch nicht fakturiert wurden,
- Bestände bei Kunden.
Gemeinsam ist allen Prozessen, dass eine schnelle Durchlaufzeit das gebundene Kapital senkt. Da der Anteil am Bestand vermeintlich klein ist, schaut niemand näher hin. Bis eines Tages das Lager schreit, weil das Regal mit den Sperrbeständen überläuft. Oder fertig gepackte Versandeinheiten, die nur noch auf Vorab-Kasse warten, den Warenausgang versperren. Letztere gehören zum ebenfalls sperrigen Bereich eines zu hohen Auftragsbestands.
Damit ist klar, dass das Bestandsmanagement nicht nur das Volumen der Bestände steuern muss. Es geht vielmehr auch um die Beschleunigung von Prozessen. Tückischerweise entzieht sich diese Sicht oft dem Bestandscontrolling.
Bestandsmanagement in allen Stufen der Lieferkette
Bis jetzt ging es lediglich um Bestände an einem einzelnen Standort. Doch die Supply Chain umfasst meist mehrere Stufen. Denn auch Niederlassungen und Kundendienst-Wagen führen Bestände. Längst nicht überall greift hier eine zentrale Bestandssteuerung. Obwohl in der Fläche oft beachtliche Werte liegen. Oft gibt es noch nicht einmal ein einheitliches Regelwerk. Denn auch ohne eine durchgängige IT-Landschaft sorgen klare Vorschriften zur Ersatzteil-Bevorratung zumindest für ein gemeinsames Verständnis zur Bestandsführung.
Zur Reduzierung der Bestände wird es allerdings nicht reichen, nur Druck über Vorschriften aufzubauen. Die Ersatzteilversorgung muss auch klappen. Und zwar zeitnah. Deshalb gehört eine Regel-Versorgung in der Lieferkette zu einem guten Bestandsmanagement. Sowohl die Prozesse zur Benachschubung wie auch die ad-hoc Lieferungen müssen ebenso schnell wie zuverlässig klappen. Nur so lässt sich das Vertrauen aufbauen, das für geringe Bestände in der Fläche unerlässlich ist. Daher ist die Messung der Liefertermintreue Pflicht in der gesamten Lieferkette.
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Andreas.Noll@no-stop.de