Verdichtung im Ersatzteillager – so klappt Wachstum doch
Im Ersatzteillager stapeln sich die Boxen in den Gängen. Paletten versperren Staplern die Regalzufahrt. In den Regalen liegen die Teile neben den überquellenden Schäferkästen.
Eigentlich ist es schon zu spät, damit Sie ungenutzte Reserven heben.
Jetzt ist Verdichtung in allen ihren Formen angesagt.
𝗦𝗲𝗶𝘁𝗲𝗻𝗶𝗻𝗵𝗮𝗹𝘁 (aufklappbar)
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Lagerproduktivität und Fehlerquote leiden, wenn die Bestände überquellen
Wenn Ihr Lagerfüllgrad die 95% überschreitet, ist das mehr als nur ärgerlich. Denn dann sind einzelne Lagerbereiche meist schon überfüllt. Das führt zu Suchaufwand.
Suchaufwand ist jedoch Blindleistung im Ersatzteillager. Ihre Lagerproduktivität sinkt zwangsläufig.
Hinzu kommt ein Anstieg der Pickfehler. Denn der "geparkte" Bestand ist eben doch nicht richtig gekennzeichnet. Außerdem steigt der Zeitdruck, denn die geforderte Leistung ist ja gleichgeblieben. Und unter Druck steigen nun einmal die Fehlerzahlen.
Bestandsanalyse als Vorbereitung zum Verdichten
Vor hektischem Aktivismus gilt es, in Zahlen Klarheit zu gewinnen. Mit einem Lagerverwaltungssystem sollte das kein Problem sein. Ein Datenauszug über belegte Stellplätze ist nur der Einstieg. Die Zunahme der gelagerten Ersatzteile je Lagerbereich schafft zusätzliche Transparenz. Und mit einer Übersicht über die Behälter-Anzahl je Artikel nähern wir uns schon einer Bestandsanalyse.
Aber auch voll manuell bieten sich Möglichkeiten:
- ein Lagerdurchgang zeigt leere Stellplätze und auch fast leere Lagerhilfsmittel,
- einmal alle Schubladen und Tablare herausfahren zeigt Ihnen, wo Platz ist,
- Tablare, die nur einzelne sehr hohe Teile oder Behälter beherbergen, verschwenden kostbare Höhe,
- der Inhalt der Lagerplätze erinnert Sie womöglich daran, was Sie an Krempel noch für andere Abteilungen lagern.
Diese Informationen, in Excel gespeichert, schafft bereits Übersicht, wo eine Verdichtung lohnt. Oder auch eine Verschrottung.
Bestandsanalyse zum Lagerfüllgrad
Verdichtung im Ersatzteillager - so vorgehen
Die Verdichtung kommt im Ersatzteillager zum Einsatz. Sie wird angewandt, wenn der Lagerfüllgrad in einzelnen Bereichen zu hoch wird. Dabei unterscheidet man unterschiedliche Formen der Verdichtung:
- statt für jeden Wareneingang einen eigenen Stellplatz zu nutzen, wird beim nächsten Wareneingang auf bereits genutzte Stellplätze zugelagert. Allerdings sollte Sie diese Verdichtung bei Pflicht zur Chargenführung, bei verderblichen Artikeln und bei serialisierten Teilen vermeiden.
- mehrere gleichzeitig genutzte Stellplätze werden zu weniger Plätzen konsolidiert. Das kann herunter gehen bis zu einem einzigen Stellplatz, der sich möglicherweise in einem anderen Lagerbereich befindet.
- mehrere Ersatzteile kommen auf ein einziges Ladehilfsmittel, zum Beispiel in eine Gitterbox. Gerade für Lagerleichen bietet sich diese Form der Verdichtung an. Die einzelnen Teilenummern müssen jedoch weiterhin gut identifizierbar sein, sonst kommt es zu Kommissionierfehlern.
- die Höhe komprimieren: im einfachsten Fall ziehen Sie einfach eine zusätzliche Ebene in manuell bediente Regale oder Palettenregale ein. Es kann jedoch auch Vorarbeit erforderlich sein, indem Sie die gelagerten Höhen je Ebene normieren. Dann befinden sich in einer Ebene nur hohe und in einer anderen nur niedrige Bestandspositionen.
- Sie können auch die untersten Ebenen im Palettenregal umwandeln in ein manuelles Picklager. Durch Einziehen von Zwischenböden lassen sich oft viele Ersatzteile lagern, wo vorher nur eine Palette stand. Bei dieser Maßnahme zur Lagerverdichtung kann die Berücksichtigung der Sprinklerung notwendig sein.
- Lücken auf Tablaren, zum Beispiel in Lagerliften, werden geschlossen. Hierbei verwaltet oft ein untergeordnetes System die Stellplätze auf dem Tablar.
Zusätzlich existiert noch eine strukturelle Form der Lagerverdichtung. Auch durch die Abkehr von einem Festplatz-Lager hin zu einer chaotisch organisierten Lagerung lässt sich ein Lager deutlich verdichten.
Eine weitere Möglichkeit, mit hohem Lagerfüllgrad wenigstens zu überleben, besteht in der Nutzung passender Kommissionierstrategien:
wenn immer aus dem Behälter mit kleinstem Bestand oder exakt zum Pick passende Bestand entnommen wird.
Die Verdichtung stellt dabei jedoch allenfalls eine Interim-Maßnahme dar. Denn bei fast völlig ausgeschöpften Lagerkapazitäten stehen auf Sicht Planungen für Lager-Ausweitungen an.
Projektplanung erleichtert strukturiertes Vorgehen
Wenn ein Ersatzteillager bereits voll ist, dann steigt die Hektik ohnehin. Daher macht es Sinn, die Probleme strukturiert anzugehen. Als klassische Methode bietet sich ein Projektplan an. Die Problembereiche können Sie Sammlung mit Ihren Mitarbeitern aufstellen. Meist ergeben sich daraus auch sofort die Maßnahmen.
Natürlich können Sie auf den Aufwand einer solchen Liste auch verzichten. Aber wie stellen Sie sicher, dass
- nichts vergessen wird,
- die Umsetzung termingerecht erfolgt,
- kein Mitarbeiter seine zugeordnete Aufgabe vergisst?
Projektplanung für die Lagerverdichtung ohne viel Aufwand
Chargen behindern eine Verdichtung
Chargen dienen der lückenlosen Nachverfolgung von Fertigungslosen von Ersatzteilen. Sie kommen insbesondere für sicherheitskritische Bauteile zur Anwendung. Aber auch alternde Teile (z.B. Gummi-Dichtungen) und Service-Produkte (z.B. Klebstoffe) lassen sich über Chargen identifizieren. Damit lässt sich zum Beispiel verhindern, dass sie nach Ende der Haltbarkeit noch ausgeliefert werden.
Durch Chargenführung tritt neben die Artikelnummer die Chargennummer, die bei allen Prozessschritten mitgeführt werden muss:
- vom Wareneingang
- über die Lagerung
(Zusammenlagerung mehrerer Chargen ist verboten), - die Kommissionierung
- und die Auslieferung
- bis hin zur Retoure.
Auch alle Fertigungsschritte in der Ersatzteillogistik (Vorverpackung, Bildung von Sets) sind so betroffen. Wegen des damit verbundenen Aufwands (zusätzliche Erfassung und Dokumentation) versuchen Ersatzteil-Organisationen daher die Nutzung von Chargen zu vermeiden.
Es gibt allerdings auch Branchen, die für alle Ersatzteile nicht nur eine Chargenführung vorschreiben. Als Steigerung der Nachverfolgbarkeit muss jedes Ersatzteil in der Prozesskette identifizierbar sein. In diesem Fall spricht man von Serialisierung. Beispiele hierfür sind die Flugzeug-Industrie und der medizinische Apparatebau.
Definition: sku
Im englischen bezeichnet eine stock keeping unit (sku) eine Artikelnummer eines bestandsgeführten Artikels.
Im "normalen" Maschinenbau steht die sku jedoch lediglich für die Materialnummer eines Ersatzteils. Damit beschreibt die Zahl der sku's im Kern die Größe eines Ersatzteillagers. Allerdings lediglich auf Seiten der Bestandsführung. Bei der zweiten relevanten Größe geht es um die tägliche zu bewegende Last aus Kundenauftragspositionen. An die Stelle der Auftragspositionen können auch Umlager-Positionen für die Ersatzteil-Versorgung der eigenen Service-techniker treten. In einem Lager-Dashboard fehlen diese Lager-Kennzahlen nie.
Definition: Lagerfüllgrad
Der Lagerfüllgrad ist für ein Ersatzteillager einer der wesentlichen Key Performance Indicators. Er beschreibt, wie viele Stellplätze belegt sind, in Relation zur Lagerkapazität, ausgedrückt in Stellplätzen. Meist reicht jedoch ein einzelner Lagerfüllgrad über alles jedoch nicht. Denn keiner der Lagerbereiche darf volllaufen. Es hilft nur sehr bedingt, wenn das Kleinteillager noch freie Stellplätze aufweist, während kein einziger Palettenplatz mehr frei ist.
Bei Lagerfüllgraden über 95 % sind bereits dringend Maßnahmen erforderlich, um entweder zusätzliche Lagerkapazität zu schaffen, oder aber den Bestand zu senken.
Ursachen hoher Bestände angehen, um Lagerverdichtungen zukünftig zu vermeiden
Nur selten trägt das Lager Verantwortung für die Bestandshöhe. Möglicherweise liegt des Rätsels Lösung eher im operativen Einkauf. Zu großzügige Bestellmengen, ausufernde Sicherheitsbestände und übervorsichtiger Bestandsaufbau bei Serienauslauf sind nicht selten die Auslöser hoher Lagerfüllgrade. Ein Übriges tun Ersetzungen, wenn die ersetzten Teile nicht verschrottet werden, sofern möglich.
Berge nicht eingelagerter Ersatzteile schreien nach Lagerverdichtung
Outsourcing ist angesagt,
wenn nichts mehr geht
Auch die Verdichtung kommt irgendwann an Grenzen. Und wenn das Gebäude auch Investitionen, wie in einen Lagerlift, nicht mehr erlaubt, dann hilft noch Outsourcing.
In der einfachsten Form verlagern Sie Ihre toten Teile in ein externes Lager. Zu diesen Teilen gesellen sich die 2., 3. und 4. Behälter Ihrer Teile aus der Endbevorratung. Und schließlich können Sie noch die ganz besonders großvolumigen Ersatzteile an einen 2PL abgeben.
Dadurch werden Ihre Prozesse zwar gestört. Aber eben nur ganz selten. Dafür erhalten Sie wieder Gestaltungsspielraum im eigenen Ersatzteillager.
Und wenn selbst das nicht reicht, sollten Sie über einen Neubau, einen Umzug, oder auch ein komplettes Outsourcing mindestens nachdenken. Weil solche Strukturbrüche nicht so oft vorkommen, steht Unterstützung durch no-stop.de bereit.
Definition: Lagerkapazität
Die Lagerkapazität beschreibt, wie viele (Ersatz-)Teile ein (Ersatzteil-)Lager aufnehmen kann. Meist geht es jedoch um Teilmengen, je nach Lagerbereich.
Maß der Lagerkapazität ist üblicherweise die Zahl der Stellplätze. Da eine Stock-keeping-Unit (sku) mehrere Stellplätze belegen kann, ist die Zahl der Stellplätze meist größer als die Zahl der Ersatzteile.
Als gegenläufiger Effekt tritt gerade bei ungängigen Ersatzteilen die Einlagerung mehrerer Teile auf einem Stellplatz auf. Damit kann die Lagerkapazität bei kaum bewegten Teilen vergrößert werden.
Sowohl die Belegung mehrerer Stellplätze durch eine Sachnummer wie auch die Mehrfach-Belegung eines Stellplatzes sind meist untergeordneter Natur. Daher beschränken sich die meisten Dashboards im Ersatzteillager auf die Zahl Stellplätze. Daran wird der Lagerfüllgrad gemessen.
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Andreas.Noll@no-stop.de