Dubletten bei Ersatzteilen reduzieren – Stammdaten bereinigen
Die Stammdaten-Qualität von Ersatzteilen ist überall ein Thema. Und zwar ein Dauerthema.
Dubletten stehen dabei für eines der Übel:
- der gleiche Artikel liegt 2x am Lager,
- wird 2x beschafft,
- oder ist nicht verfügbar, obwohl er unter einer anderen Materialnummer im Bestand liegt.
Doch mit einigen handfesten Methoden nähern Sie sich einer Lösung.
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Stammdaten auswerten - Duplikate mit Daten aus ERP und PLM identifizieren
Natürlich macht es nur begrenzt Sinn, auf gut Glück im Lager nach Dubletten zu suchen. Obwohl auch Ihre Mitarbeiter im Ersatzteillager manchmal ganz gute Hinweise geben können.
Tatsächlich ist es wesentlich einfacher, wenn Sie bei der Dublettensuche mit EDV-Daten anfangen. Das setzt jedoch voraus, dass Ihre Artikel-Stammdaten gepflegt sind.
Definitionen und Unterschiede
Duplikate / Dubletten
Zunächst einmal:
Dubletten sind unerwünscht.
Sie sind durch (hoffentlich) vergangene Fehler in der Konstruktion entstanden: 2 Konstrukteure haben für die gleiche Schraube 2 Nummern vergeben.
Oder aber in einer zugekauften Baugruppe befindet sich eine Schraube, die ohnehin vorhanden war. Trotzdem wurde sie neu angelegt, womöglich mit der Artikelnummer des Lieferanten.
Duplikate und Dubletten werde hier synonym verwendet.
Gleichteile
Gleichteile sind erwünscht. Durch die Verwendung der immer gleichen Teile über viele Konstruktionen hinweg versucht die Entwicklung, Mengen in der Logistik zu bündeln. Zusätzlich reduziert sich der Aufwand im Rahmen von Lebenszyklen. Und natürlich reduziert das die Komplexität innerhalb der Entwicklung selbst auch.
Eine eher selten Anwendung ist die Vergabe von unterschiedlichen Ersatzteilnummern je nach Maschine in der externen Dokumentation und im Vertrieb, obwohl die Logistik mit der gleichen Nummer arbeitet. Hierdurch wird die Transparenz gegenüber Kunden und dem Independant After Market (IAM) verringert.
Dabei ist die Datenqualität Ausgangs- und Endpunkt der Suche nach Dubletten gleichermaßen. Denn mit der systematischen Arbeit an den Artikelstammdaten wächst einerseits die Chance, dass Sie fündig werden. Andererseits steigt mit der Massendaten-Pflege auch Ihre Data Quality.
Diesen eher iterativen Prozess können Sie allerdings in den seltensten Fällen im ERP-System selbst umsetzen.
Daher benötigen Sie effiziente Wege des Downloads und es Uploads von Daten:
- Filtern,
- Sortieren,
- Daten-Anpassungen,
- Ergänzungen
erledigen Sie daher besser in Excel. Oder mit einer spezialisierten Ersatzteilmanagement Software.
Allerdings erlebe ich immer wieder, dass kaum aussagefähige Daten-Extrakte existieren. Und wenn sie existieren, generieren sie oft keine konsistenten Daten. Auch mit dem Upload betreten After Sales Organisationen regelmäßig Neuland.
Daher steht die Schaffung einer tragfähigen Datenbasis am Anfang eines Consulting-Projekts.
Stammdaten-Qualität: Je besser, desto mehr Treffer
Keine Ersatzteil-Tagung (z.B. Ersatzteiltagung, Forum Ersatzteillogistik, Fachforum Ersatzteillogistik) ohne das leidige Thema Stammdaten. Offensichtlich singen nicht viele das hohe Lied der Durchgängigkeit bei der Artikelstamm-Pflege. Damit ist einerseits Datenkonsistenz gemeint. Jedoch geht es noch viel mehr um die Vollständigkeit der Materialstämme. Die pure logistische Funktion im ERP-System ist eben nicht genug.
Gute Stammdaten helfen, um die Potenziale im After Sales herauszukitzeln. Ein durchgängiges Master Data Management erlaubt infolgedessen nicht nur eine hohe Prozess-Qualität. Das alleine ist es schon wert. Durch Eliminierung von Dubletten können Sie durchaus auch beachtliche finanzielle Vorteile angreifen.
Denn einmal gefunden können Sie (möglicherweise)
- günstiger einkaufen,
- Lagerplätze einsparen,
- Ihre Verfügbarkeit erhöhen,
- gleichzeitig den Bestand senken,
- wertberichtigte Ersatzteile und Lagerleichen verkaufsfähig machen.
Damit ist die Bereinigung von Duplikaten sozusagen das Schweizer Taschenmesser unter den Methoden zur Datenpflege.
Sie müssen auch nicht alle Ersatzteile auf einmal anpacken. Hier hilft Pareto. Starten Sie mit gängigen Teilen. Diese finden Sie mit wenig Aufwand durch eine automatisierbare Klassifizierung. Es reicht sogar die XYZ-Klassifizierung. Oder Sie pflegen Artikel im Bestand. Wenn die ersten Erfolge sichtbar werden, macht es sogar Spaß. Denn dann steigen Ihre Chancen auf Mitarbeit aus anderen Bereichen.
Lohnt das überhaupt?
Wie umfangreich könnte das Volumen der Dubletten sein?
Die Antwort darauf lieferte 2023 Sparetech. Das auf Stammdaten der Instandhaltung spezialisierte Unternehmen hat Großkunden mit mehreren Standorten untersucht:
bei nicht weniger als 7 % aller Ersatzteile fanden sich Dubletten
Freie Reparatur-Werkstätten und Wartungs-Spezialisten als Sonderfall
Alle Formen der freien Händler (Landmaschinen-Handel, freier Automarkt) haben mit einer besonderen Herausforderung zu kämpfen. Deren Teiledienst verarbeitet in der Werkstatt praktisch keine Serie, dafür aber unterschiedlichste Hersteller. Kein Hersteller benennt seine Ersatzteile wie der andere. Um zumindest den Hauch einer Chance zu haben, müssen Bezeichnungen daher bearbeitet werden.
1. Bezeichnungen ebnen den Weg zu Dubletten
Gut gepflegte Bezeichnungen sind eine tragende Säule für die Suche nach Duplikaten. Das setzt allerdings voraus, dass Sie Benennungen von Ersatzteilen normieren. Dieses Herangehen hilft natürlich nicht nur bei Duplikaten. Auch Übersetzungen für das internationale Geschäft gestalten sich so deutlich einfacher. Der Weg führt damit weg von Abkürzungen nach Belieben. Diese Abkürzungen sind oft historisch entstanden, weil die entsprechenden Felder (noch) nicht zur Verfügung standen.
Ich habe es mir im Bild leicht gemacht. Denn mit der Verwendung von Normteilen ist das Prinzip normierter Bezeichnungen schnell einsichtig. Prinzipiell funktioniert eine Sortierung nach Bezeichnung allerdings auch für Fenster oder Halter oder auch Pumpen. Nur sollte in solchen Fällen die Bezeichnung auf das unbedingt Notwendige beschränkt bleiben. Dann bleiben immer noch die Abkürzungen, Leerzeichen und Tippfehler.
Diese sind allerdings in Excel super schnell
- erkennbar,
- anzupassen,
- zu systematisieren.
Dabei gibt es ganz einfache Tricks. So finden Sie bei der Schraubenlänge ein Leerzeichen für alle Schrauben unter 100 mm. Dadurch lassen sich die Schrauben der Länge nach sortieren.
Funktionale Ersetzungen ergänzen die “echten” Dubletten
Im Bild oben sehen Sie auch 2 Teile, die nicht zu 100 % identisch sind. Nur eine der beiden Schrauben ist rostfrei. Erkennbar ist das am nachfolgenden "SS" in der Bezeichnung (für Stainless Steel). Sofern die Festigkeit der rostfreien Schraube ausreicht, kann diese problemlos das rostende Exemplar ersetzen. Allerdings sollten Sie solche funktionalen Ersetzungen mit Ihrer Entwicklung abstimmen. Sogar, wenn es nur um unterschiedlich verzinkte Versionen der gleichen Schraube geht. Gelb verzinkt ist eben nicht blau verzinkt.
Im Beispiel oben erreichen Sie durch die Ersetzung der rostenden Schraube durch ein rostfreies Exemplar sogar noch einen Neben-Effekt:
zukünftig wird niemand mehr aus Versehen eine rostende Schraube im feuchten Umfeld einsetzen.
2. Dubletten durch die Klassifikation aufspüren
Genau genommen sind wir im Kern einer modernen Artikel-Verwaltung angekommen. Eine Klassifikation dient genau der systematischen Suche im Materialbestand. In großen Organisationen mit einem professionellen Master Data Management werden nicht nur die Klassen gepflegt. Auch die Merkmale werden passend dazu angelegt. Und sogar gefüllt. Damit haben Sie eine ideale Basis für die Suche nach Duplikaten. Wenn genau diese Voraussetzungen vorliegen. Das allerdings ist durchgängig allenfalls in einzelnen Branchen gegeben.
Suche nach Dubletten über die Klassifikation von Ersatzteilen
3. Zolltarifnummer kann bei der Dubletten-Suche helfen
Eigentlich entspricht der Aufbau der Zolltarifnummern (hier Link zum Download einer Excel-Datei) einer eigenständigen Klassifikation. Eingestanden, der Langtext ist gelegentlich schon ziemlich sperrig. Aber wenn Sie ohnehin exportieren oder importieren hat vermutlich schon jemand den HTS-Code gepflegt. Damit sollte zumindest ein Transfer in eine Klassifikation möglich sein.
Anders herum können Sie natürlich bei dieser Gelegenheit Ihre Daten-Qualität kontrollieren. Ein Mindestmaß an Datenkonsistenz sollte vorhanden sein. Sonst steht auch für Sie die Pflege der Zolltarifnummern an.
4. Ersatzteilbuch als wichtige Quelle
Heute werden immer mehr Maschinen aus zugekauften Baugruppen montiert. Damit befinden OEMs sich in der gleichen Situation wie Instandhalter. Zur Verfügung stehen dann nämlich meist nur die Information aus den Ersatzteil-Büchern oder Ersatzteillisten. Dummerweise wurden früher selbst diese Daten nicht vollständig übernommen. Daher kann ein Blick in die Original-Unterlagen durchaus lohnen. Denn selbst die Einordnung in Kapitel hilft gelegentlich, um die nächste Stufe in der Klassifikation zu nehmen.
Außerdem finden sich gelegentlich auch Zusatztexte und Ersetzungen, die die Aufnahme in Ihr ERP lohnen.
5. Lieferanten-Daten bei der Suche nach Dubletten einsetzen
Die Stammdaten der Beschaffung spielen nicht nur für die Disposition eine Rolle. Sie können eben auch für die Suche nach Dubletten genutzt werden. Das setzt allerdings voraus, dass sie verfügbar sind. Denn nicht selten finden sich die relevanten Informationen nicht in den dafür vorgesehenen Feldern. Stattdessen wurden und werden Langtexte genutzt. Damit ist ein systematischer Zugriff darauf zunächst erschwert. Deshalb kann es Sinn machen, hier zunächst aufzuräumen. Mindestens die Artikelnummer des Lieferanten sollte zugreifbar sein, ohne suchen zu müssen.
Im Bild unten sehen Sie die gleiche Artikelnummer desselben Lieferanten zwei Mal.
Ein letzter Hinweis noch. Auch Ihre Lieferanten ersetzen deren Artikel. Eine regelmäßige Pflege dieser Ersetzungen hilft auch Ihnen bei der Bereinigung Ihrer Duplikate.
Dubletten-Suche bei Ersatzteilen über die Artikelnummer des Lieferanten
In der Auflistung oben sehen Sie noch eine weitere Anwendung. Gerade in internationalen Organisationen werden auch lokal Artikel angelegt. Dabei können die dortigen Einkaufsorganisationen auch lokal sourcen. So kann es durchaus passieren, dass die ausländische Tochter Ihres deutschen Lieferanten eben auch liefert. Und zwar mit deren internationalen Materialnummer. Nur haben Ihre Kollegen für ein eigentlich bereits vorhandenes Ersatzteil eine neue Nummer angelegt.
6. Software zur Dubletten-Erkennung nutzen
Mittlerweile existieren auch Software-Lösungen, die mit Stammdaten-Pools arbeiten. Auf der einen Seite füttern OEMs die Datenbanken der Anbieter mit Original-Daten. Auf der anderen Seite nutzt die Software Anwender-Felder wie oben beschrieben, um diese gegen die Daten der Original-Hersteller zu prüfen. Dabei reichen durchaus auch einmal Fragmente, denn längst wird auch hier KI genutzt. Ein Vertreter einer solchen Saas-Lösung wird durch das Startup Sparetech betrieben.
Aber:
Denken Sie vor einer dauerhaften Nutzung einer angebundenen Saas-Lösung an Pareto. Der Effekt einer initialen Identifikation der Dubletten macht sicher deutlich mehr als 90 % aller Ihrer Potenziale aus. Das spricht für ein einmaliges Projekt mit dem Fokus Stammdaten-Pflege.
Duplikate von Anfang an vermeiden
Natürlich muss im Anlageprozess von Stammdaten auf die Vermeidung von Dubletten geachtet werden.
Doch wer kennt sich da schon aus?
Daher ist es ein Ansatz im Rahmen der Digitalisierung, auch hier auf Software zu setzen. Software-Plattformen wie die oben genannte Sparetech.io bieten dazu Hilfestellung an:
- Suche in der Datenbank der OEM-Teile,
- Aufbereitung in einer Stammdaten-Anlagemaske,
- Transfer in das ERP-System.
Dies setzt jedoch einen ersten, oft vergessenen Schritt voraus:
die Einforderung möglichst vieler Stammdaten durch den Strategischen Einkauf. Und zwar dann, wenn noch Verhandlungsmacht besteht. Also noch während des Entwicklungsprozesses. Damit diese Anforderung nicht untergeht, können Sie dem Ersatzteileinkauf mit einer Checkliste die erforderlichen Daten mitgeben:
Stammdaten Checkliste Ersatzteileinkauf
Noch ein letzter Tipp: Hands-on im Ersatzteillager Hinweise sammeln
Manchmal ist es ganz einfach. Ihr Lieferant liefert Ihnen ausgezeichnete Stammdaten frei Haus, nämlich in Form von Verpackungen. Gerade bei reiner Handelsware verpacken Lieferanten nicht immer um. Möglicherweise finden sich auf den Ersatzteilen auch noch Aufkleber mit den Original-Daten des Herstellers.
Da Sie ein eigenes Branding Ihrer Ersatzteile durchführen, kann Ihnen so etwas nicht passieren.
Oder doch?
Die so erhaltenen Daten müssen Sie allerdings dann auch erfassen. Damit stehen sie Ihnen nicht nur für die Dublettensuche zur Verfügung. Sie können außerdem direkt beim Hersteller anfragen. Oder Sie prüfen im Internet im Rahmen einer Preiskontrolle, ob sich nicht noch günstigere Preise finden. Damit treten Sie vor dem nächsten Kauf an Ihren Lieferanten heran. Dann haben Sie zwar keine Dublette gefunden, aber doch etwas für Ihr Ergebnis getan.
Dubletten bereinigen
Einmal gefunden, drängt sich für gleiche Teile die Ersetzung geradezu auf. Normalerweise ersetzt das gängige Ersatzteil das wenige gängige. Damit reduzieren Sie das Risiko, durch den Anstieg der Bedarfe letztlich Fehlteile zu generieren.
Mitunter übernimmt eine Ersetzungs-Logik die Übertragung der historischen Bedarfe. Dadurch sollte die Disposition eigentlich funktionieren. Bevor Sie jedoch solche Fakten schaffen sollte zumindest jemand die beiden Artikel einmal nebeneinander gesehen haben.
Schritt 2 bei der Bereinigung der Dubletten ist die Prüfung der kaufmännischen Auswirkungen. Preislich ist es durchaus interessant, den höheren der beiden Verkaufspreise zu nutzen. Schließlich wird der höhere Preis ja bisher im Markt akzeptiert.
Ein weiteres Element der Bereinigung von Dubletten steht auf der Agenda des Ersatzteil-Einkaufs. Denn letztlich geht es nicht nur um gestiegene Mengen in der Beschaffung. Sie kennen nach der Dubletten-Prüfung auch einen niedrigeren Einkaufspreis. Das können Sie nutzen.
Außerdem müssen Sie die Regeln in der Lieferkette festlegen. Denn Retouren mit dem ersetzten Teil soll es nicht mehr geben. Und hoffentlich arbeitet Ihre Entwicklung mit aktuellen Materialstämmen. Sonst wird mit ersetzten Teilen ein neues Produkt konstruiert.
Das soll es geben ...
Ganz am Anfang aller Überlegungen zu Dubletten muss jedoch deren Vermeidung stehen.
Neben der Entwicklung als Quelle des Übels kommt in den letzten Jahren die Zentralisierung hinzu. Ehemals selbstständige Unternehmen werden gekauft. Dann muss deren Datenbestand übernommen werden. In dem Fall bietet sich meist ein weites Feld für die Vermeidung von Duplikaten.
Die Ausführungen zeigen: die Dubletten-Bereinigung hat oft genug Projekt-Charakter. Trotzdem ist sie auch ein kontinuierlicher Prozess. Der kann durch Software unterstützt werden. Mit geeigneten Bordmitteln, z.B. Excel, können Sie diese Anforderungen allerdings auch bewältigen.
Download Whitepaper zur Bereinigung von Dubletten bei Ersatzteilen
Sie können diesen Beitrag zur Reduzierung von Dubletten im Materialstamm von Ersatzteilen hier als pdf herunterladen:
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ohne Ihre Daten
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Ersatzteile bieten gerade durch die oft lange Historie reichlich Ansatzpunkte für Duplikate.
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Andreas.Noll@no-stop.de